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Der Bienenstaat, seine Bewohner und deren Aufgaben

Teil 1 – Der Bienenstaat

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Der Bienenstaat ist ein dynamisches Gebilde, welches sich das ganze Jahr über stetig verändert. Während im Winter nur etwa 8.000 bis 10.000 Bienen im Staat wohnen, sind es zur Hochsaison im Frühsommer bis zu 45.000 Bienen.

 

Auf den ersten Blick erscheint es einem wie ein heilloses Gewusel und Durcheinander. Aber in Wirklichkeit ist der Bienenstaat ein durchorganisierter Organismus, denn alle Mitglieder verfolgen das gleiche Ziel: das Überleben des Volkes und das sichern der Nachkommen. Um dieses Ziel erreichen zu können gibt es eine klare Rollenverteilung unter den Honigbienen.

Auch das Wetter spielt eine große Rolle und die Bienen haben eine eigene Art der „Zeitrechnung“: Das Bienenjahr.

 

Das Bienenjahr ist in vier „Jahreszeiten“ unterteilt und endet nicht wie bei uns im Dezember, sondern um Juli.

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Im Herbst (August & September) während wir noch die Spätsommer Sonne genießen, beginnen die Bienen bereits sich auf den Winter vorzubereiten.

Die sogenannten Winterbienen schlüpfen im August und werden ganz besonders gepflegt. Denn je mehr Bienen überwintern, umso leichter ist es Wärme im Stock zu erzeugen. Die letzten Honigvorräte aus dem Sommer werden für die kalte Jahreszeit angelegt.

 

Im Winter (Oktober, November & Dezember) ab spätestens Oktober ist es den Bienen draußen zu nass und zu kalt und sie verlassen den Stock nicht mehr. Je kälter es wird, umso dichter rücken die Bienen zusammen. Sie bilden um die Königin herum eine Traube. Mit Zitterbewegungen erzeugen die Bienen eine Nestwärme von 30 Grad Celsius, so verhindern Sie, dass die Temperatur innerhalb des Bienenstocks zu niedrig wird. Die Brutaktivität wird in dieser Zeit von der Königin eingestellt.

 

Im Frühjahr (März & April), wenn die ersten Sonnenstrahlen auf die Bienenbeuten scheinen und die Temperatur bei etwas über 12 Grad liegt, hält es keine Biene mehr im Stock. Alle wollen nach draußen, um zum einen die Sonne zu genießen, zum Anderen um „aufs Töpfchen“ zu gehen. Bienen sind sehr rein, über den Winter macht niemand in den Stock. Sie entleeren ihre Kotblase auf dem sogenannten Reinigungsflug.

Nach und nach wenn es wärmer wird, werden aus den Frühjahrsblüten Pollen und Nektar gesammelt und die Brutaktivitäten beginnen.

 

Im Sommer (Mai, Juni & Juli) entwickelt sich das Bienenvolk rasant, so dass es langsam zu eng für alle im Stock wird. Das Blütenangebot ist riesig, das Sammeln der Nahrung läuft auf Hochtouren. Der Flugradius der Sammelbienen liegt bei ca. 3 km. Pro Tag absolviert eine Biene zwischen drei und zehn Ausflüge, dabei kann sie pro Flug zwischen 20 und 40 mg Nektar transportieren. Eine Biene muss also sehr viele Kilometer fliegen um ein Glas Honig von 500g zu füllen, nämlich 40.000 Ausflüge.

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Teil 2 - Die Königin

 

Jedes Bienenvolk hat immer nur eine Königin, diese lebt bis zu 5 Jahren und sorgt als einzige in dieser Zeit für Nachkommen und führt ihre Mitbewohner im Bienenstock. Der Charakter der Königin ist ausschlaggebend für das Verhalten des Volks. Ist die Königin entspannt, sind es die anderen auch. Fühlt sie sich bedroht oder ist ängstlich, reagieren die übrigen Bienen ebenfalls negativ.

 

Aus befruchteten Eizellen entwickeln sich die Königinnen (sie werden auch Weiseln genannt). Während des gesamten Larvenstadiums werden sie mit dem von Ammenbienen erzeugten Futtersaft „Gelée Royale“ ernährt und in sogenannten Weiselzellen aufgezogen.

 

Nach ca. 16 Tagen schlüpft die erste Königin. Da, wie wir wissen es nur eine Königin pro Volk gibt, setzt diese erste geschlüpfte Königin ihren Stachel ein einziges Mal ein und töten alle Rivalinnen. Danach beginnt ihr Hochzeitsflug mit den Drohnen. Einmalig nimmt sie in Ihrer Samenblase bis zu 10 Millionen Spermien auf. Sie legt täglich bis zu 2.000 unbefruchtete und befruchtete Eier in die dafür gebauten Brutzellen. In einer Saison legt sie 200.000 Eier.

Aus den befruchteten entwickeln sich Arbeiterinnen und Königinnen, aus den unbefruchteten Eiern schlüpfen die Drohnen, also die männlichen Bienen.

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Die Königin legt aber nicht nur Eier, sondern regelt durch Pheromone das Geschehen im Staat. Der Botenstoff unterstützt zum einen das Lernverhalten der Arbeiterinnen, zum anderen lockt sie während der Paarungszeit die Drohnen an.

 

Ein Jahr lang bleibt die Königin im Stock, dann im späten Frühjahr bzw. frühen Sommer verlässt sie diesen mit Tausenden Bienen als Schwarm. Zuvor legt sie jedoch in ihrem alten Staat Eier in die vorbereiteten Weiselzellen ab, wo eine neue Königin herangezogen wird.


Bekommt der Imker den Aufbruch früh genug mit, kann er das ausschwärmen verhindern. Andernfalls macht sich eine große summende Traube auf den Weg um eine neue Behausung zu finden. Sieht der Imker den Schwarm kann er diesen noch einsammeln und erhält so ein neues Bienenvolk. Ist er zu spät und verpasst das ausschwärmen bzw. findet den Schwarm nicht mehr rechtzeitig, fliegen die Bienen weg und suchen sich was neues. Ohne Behausung können Honigbienen in freier Wildbahn jedoch nicht lange überleben.

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 Teil 3 - Die Arbeiterinnen

 

Es ist wie im echten Leben: Ohne die Arbeiterinnen läuft nichts!

 

Weder die Königin noch die Drohnen könnten ohne die Arbeiterinnen, die den größten Teil des Volks ausmachen, existieren.

Die unfruchtbaren Weibchen werden am Anfang mit Gelée Royale gefüttert, später bekommen sie Honig, Nektar, Pollen und ein bisschen Wasser.

Drei Wochen dauert es bis eine fertige Arbeiterin mit Giftstachel aus der Wachszelle schlüpft. Ab jetzt heißt es buchstäblich: Arbeiten bis zum Umfallen!

 

Entsprechend Ihres Alters verändern sich ihre Aufgaben im Stock.

In den ersten Tagen putzt sie die Zellen aus denen die Bienen geschlüpft sind. Die nächsten Tage füttert Sie ältere Maden und wärmt die Brut.

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Wenn die Biene ca. eine Woche alt ist, füttert sie die jüngeren Maden.

Nach zwei Wochen beginnt sie neue Waben zu bauen und die Brut zu verdeckeln. Bevor Sie dann ab der dritten Lebenswoche ausschließlich für das Sammeln von Pollen, Propolis, Wasser und Nektar zuständig ist, ist sie als Wachbiene am Eingang des Bienenstocks tätig. Nach ca. 35-40 Tagen ist ihre Zeit gekommen und die Arbeiterin stirbt.

 

Bienen, die im Sommer geboren werden, haben ein anstrengendes und kurzes Leben. Die Winterbiene, die im September geboren wird, muss hingegen während der kalten Jahreszeit weniger arbeiten und lebt aufgrund größerer Energiereserven etwa ein halbes Jahr lang.

 

Infektionen, Nahrungsmangel oder Feinde können zu einer kürzeren Lebensdauer führen. Sticht eine Biene, verliert sie den Stachel und stirbt.

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Teil 4 - Die Drohnen

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Die männlichen Bienen haben es nicht leicht im Bienenstock. Zum einen sind sie deutlich in der Unterzahl, zum anderen besteht ihre einzige Lebensaufgabe darin die Bienenkönigin zu begatten.

 

Somit beteiligen sich Drohnen an keinerlei Aufgaben im Bienenstock. Sie sammeln keinen Pollen und Nektar. Im Gegensatz zu den Männchen der solitär lebenden Bienenarten sind sie nicht einmal in der Lage Nektar aus Blüten aufzunehmen. Sie sind auf den sozialen Futteraustausch in ihrem Bienenvolk angewiesen.

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Im Frühsommer schlüpfen die Drohnen aus den unbefruchteten, gelegten Eiern der Königin. Ab Mai geht es dann rund. Sobald der stachellose Drohn geschlechtsreif ist, beginnt der Kampf. Regelmäßig konkurriert er mit tausenden anderen Drohnen auf den sogenannten Drohnensammelplätzen darum, eine Königin auf ihrem Hochzeitsflug zu begatten. Gelingt es ihm, erhält sie seinen gesamten Samenvorrat und stirbt letztendlich.

 

Im Sommer, zum Ende des Bienenjahres, findet die „Drohnenschlacht“ statt. Den Drohnen wird der soziale Futteraustausch verweigert, Arbeiterinnen drängen sie bereits am Flugloch ab. Sie werden nach ihren Ausflügen nicht mehr in den Bienenstock gelassen.  Die Arbeiterinnen verwehren ihnen das Futter, vertreiben sie oder verhindern ihre Rückkehr in den Staat. Schlussendlich verhungern die Drohnen.

 

Wie so oft im Tierreich haben es die Männer nicht leicht, so auch bei den Bienen.

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